Der junge Prinz Leonce aus dem Königreich Popo hat alles, was man sich wünschen könnte, und doch ist er diesen Überflusses und der gesellschaftlichen Erwartungen überdrüssig. Gelangweilt und motivationslos trottet er durch seinen Alltag. Nur eine vom Vater arrangierte Ehe lässt ihn aktiv werden: Mit seinem Freund und Diener Valerio flieht er vor seinem Schicksal nach Italien. Dort treffen inkognito Leonce und Lena, Prinzessin aus dem Königreich Pipi, aufeinander und verlieben sich, ohne zu ahnen, dass sie die füreinander Bestimmten sind. Die eigenwilligen Königskinder kehren maskiert heim und werden anstelle des unauffindbaren Paares als Automaten getraut. Als die Masken fallen, müssen sie erkennen, dass sich das Vorgesehene erfüllt hat: »Das war die Flucht in das Paradies. Ich bin betrogen.« Zwischen Leichtigkeit, Humor und Verwechslungskomödie wirft Georg Büchner in seinem Theaterstück die großen Sinnfragen menschlichen Daseins auf. Lustvoll taumelnd, ängstlich liebend streben seine Figuren zwischen Weltschmerz und Langeweile nach einem Moment echter Freiheit.
Pressestimmen
»In Girişkens Inszenierung steckt jedenfalls alles, was vorstellbar ist. (...) Vieles mag überspitzt und überdreht wirken. Aber genau so gelingt Girişken ein spannender und kurzweiliger Abend. Zum Schluss gibt es schier endlosen Applaus, (...) fast durchweg im Stehen.«
Rebekka Stauber, Göttinger Tageblatt 21.10.2024
»Dass jenes Spiel im Spiel so eindrucksvoll gelingt, ist der schauspielerischen Kompetenz der Darsteller*innen zu verdanken. (...) Schlussendlich gelingt es allen Mitwirkenden, Büchners Werk fast 130 Jahre nach der Uraufführung mit der gleichen ideellen Wirkmacht zu inszenieren, die es bereits im 19. Jahrhundert vor gänzlich anderen historisch-gesellschaftlichen Bedingungen besaß. Zwischen komödiantischer Leichtigkeit und tiefgründiger Reflexion bleibt der Inhalt des Stückes also erschreckend aktuell.«
Antonia Fiege, Kulturbüro Göttingen 21.10.2024
»Die Darsteller*innen zeichnen sich nicht nur durch ihre schauspielerische Leistung aus, sondern auch durch ihre außergewöhnliche Fähigkeit, mit dem Publikum zu interagieren. Wenn sie wie zufällig ›aus der Rolle fallen‹, ist das kein Bruch, sondern eine Einladung, Teil der Geschichte zu werden. (...) Das Stück ist wärmstens zu empfehlen – es ist eine gelungene Mischung aus Humor und Gesellschaftskritik, die zum Nachdenken anregt und gleichzeitig unterhält.«
Greta Siuts, Scharfer Blick/Kritiker*innenclub 24.10.2024
»Die Inszenierung verfremdet das Original, aber sie verrät es nicht, denn auch der Bruch wird vielfach gebrochen, wodurch alles wie in einem Kaleidoskop aufs Neue verzaubert werden kann (Dramaturgie: Theresa Leopold). Es entstehen poetische Szenen von großer Eindringlichkeit, in denen für Augenblicke menschliche Nähe möglich wird. Visuelle Effekte wie das Flirren von Reflexen in bewegtem Wasser, Nebel und der Einsatz von sphärischer Musik (Hans Könnecke) erzeugen behutsam einen Kulissenzauber, der das beanspruchte Publikum versöhnlich einfängt. Man staunt, raunt, macht selbst als Wortgeber mit. Das gab Standing Ovations im ausverkauften Haus.«
Andreas Erdmann, HNA 22.10.2024