Als ihre Mutter stirbt, kehrt Mimi zurück in die Heimat, in die tiefe Provinz. Sie hat sich komplett von der Vergangenheit und ihrer Familie gelöst. Inzwischen ist sie eine berühmte Bestatterin und kümmert sich um extravagante Abschiedszeremonien für Stars und ehemalige Staatsoberhäupter. Auch die Einbalsamierung ihrer Mutter übernimmt sie, doch Mimis Rückkehr stößt nicht auf große Begeisterung. Ihre drei Brüder haben das Dorf nie verlassen und alte Konflikte kochen schnell wieder hoch. Die letzten Jahre sind für sie nicht unbedingt glücklich verlaufen: Elliot hat mit Drogenproblemen zu kämpfen, Dennis ist geschieden und Julien, der älteste Bruder, ist erst seit ein paar Jahren clean. Nun trifft Mimi nach vielen Jahren auf ihre entfremdeten Geschwister und nutzt den Augenblick, um reinen Tisch zu machen. Denn seit ihrer Jugend wird das Leben der ganzen Familie von einem schrecklichen Vorfall bestimmt. Was geschah in der Nacht, als Mimi sich in das Zimmer des Nachbarjungen, ihres Schwarms, Laurier schlich? Der Autor Michel Marc Bouchard seziert in »Die Nacht, als Laurier erwachte« mit scharfer Klinge den Mantel des Schweigens, der so manch gut gehütetes Familiengeheimnis umhüllt.
PROBENFOTOS: Anton Säckl
Pressestimmen
»Regisseur Letmathe, der schon die deutschsprachige Erstaufführung von ›Tom auf dem Lande‹ auf die Bühne brachte, hat dieses Figurentableau mit sehr sicherer Hand angeleitet. Er hat offensichtlich ein gutes Gespür für die Dramaturgie des Textes und führt die Figuren sehr sicher auch auf diesem kleinen Raum rund um diesen Altar, auf dem 100 Minuten lang die gestorbene Mutter liegt.«
Peter Krüger Lenz, Göttinger Tageblatt 16.12.2024
»Enthüllungsdramaturgisch ist das prima konstruiert. Aber wie spielt man das? Regisseur Michael Letmathe lässt die Rollen erst mal oberflächlich anlegen, als wären wir in einer lustigen TV-Serie. Mit zunehmender Dauer aber wird die emotional desolate, psychisch labile Verfasstheit des Personals differenzierter gestaltet, bis die persönlichen Traumatisierungen zur Sprache kommen...«
Jens Fischer, taz 8.1.2025
»Es gibt viele kleine, lustige oder spannende Momente, ein motiviertes Ensemble, eine Geschichte, die am Ende doch eine Enthüllung bietet, die ein bitteres Bild der Kleinstadtgesellschaft zeichnet, in der es nötig ist, über Homosexualität zu lügen.«
Jan Fischer, Nachtkritik 15.12.2024
»Es ist ein zutiefst bewegendes Schauspiel, das im deutschen Theater aufgeführt wird. Dabei scheut es nicht davor zurück, zu verstören und zu schockieren. Weder verharmlost das Stück die Themen, die es behandelt weder, noch schlachtet es sie unnötig aus, um eine Reaktion des Publikums zu provozieren. Das hat es auch gar nicht nötig. Stattdessen erzählt es erschreckend realistisch von defekten Familienbeziehungen und der Gefahr von Lügen und Geheimnissen.«
Miriam Bode, Kulturbüro 16.12.2024