Eine abgelegene Shell-Tankstelle an der tschechischen Grenze zu Deutschland: Silvio ist der erste, der eintrifft. Er hatte dieses Treffen einberufen, mit Roya, Lou und Marin, doch sicher sein, ob sie sich blicken lassen würden, konnte er sich nicht. Noch vor zwei Jahren waren die vier beste Freund*innen. Das war, bevor man sich in Transitzonen treffen musste. Bevor Roya, Lou und Marin ins Exil gingen und in Deutschland eine rechtextremistische Regierung an die Macht kam. Bevor Roya für ihre journalistische Arbeit bedroht, Lous Gender-Studies-Lehrstuhl das Geld entzogen und Marin vorgeblich auf eine Liste für politisch Verdächtige gesetzt wurde. Silvio will nun die Hilfe der drei erbitten und ihnen im Gegenzug ein Angebot machen. Doch das Wiedersehen offenbart direkt alte Konflikte und die tiefen politischen Gräben zwischen den Freund*innen. Mit dem Auftauchen eines Grenzpolizisten wird deutlich, dass Silvio sich weiter von seinen Freund*innen entfernt hat, als er zugibt.
PROBENFOTOS: Anton Säckl
Pressestimmen
»Die Uraufführung wird gefeiert, und Lob ist dem Stück sicher: Es spricht eine der großen Fragen der westlichen Gesellschaft an, bezieht Stellung und gibt dem Zuschauer genügend Möglichkeiten, sich selber zu positionieren.«
Simon Gottwald, Nachtkritik 8.3.2025
»Die sehr überzeugend agierenden Akteure prallen in dem Raum, der von kalten betonfarbenen Kästen dominiert wird, heftig aufeinander. (...) Starr und abweisend ist dieses Mobiliar, das die Schauspieler, darunter auch Florian Eppinger mit einem Kurzauftritt als Grenzbeamter, für sich erobern müssen. Das gelingt ihnen großartig. Eine Inszenierung, die bewegt. Mit sehr viel Beifall hat das Premierenpublikum den Abend honoriert.
Peter Krüger-Lenz, Göttinger Tageblatt 10.3.2025
»Das Stück lebt besonders von seinem überzeugendem Cast, schließlich gehen alle Darsteller*innen sehr vertraut und intim miteinander um. (...) Ebru Tartici Borchers hat mit ›Die ersten hundert Tage‹ ein sehr intimes und authentisches Theatererlebnis auf die Beine gestellt, dass wie ein Weckruf wirkt. Ein Weckruf zum Stärken unserer demokratischen Werte.«
Keanu Demuth, Kulturbüro Göttingen 10.3.2025
»Regisseurin Ebru Tartıcı Borchers inszeniert mit beklemmender Klarheit. Sam Bekliks Bühne und Kostüme verstärken diese Atmosphäre: Die Tankstelle existiert nur in unserer Vorstellung. (...) Es sind vor allem Moritz Schulzes nuanciertes Spiel und seine verletzliche Intensität, die dem Stück seine Dringlichkeit verleihen. (...) Schulze zeigt Marin als einen Mann, der ein System boykottiert, das seinen engsten Freund*innen schaden will – der erfolgreichen, systemkritischen Journalistin Roya und der nicht-binären Lou. Doch er verkörpert auch Marins Unsicherheit und Loyalität, sein Festhalten an der alten Freundschaft zu Silvio. Den gibt Christoph Türkay mit fester Stimme eine erschütternde Präsenz.«
Franziska Sordon, Scharfer Blick 20.3.2025