Theater einBLICK

27.05.2024

Kann man der eigenen Vergangenheit entkommen?

Ingrid Rosine Floerke hat für den hauseigenen Kritiker*innenclub des Deutschen Theater Göttingen, der »Scharfe Blick«, die Premiere »Singularis. Von unserem unbedingten Streben nach Einsamkeit« besucht.
Singularis
Zum Stück

Die Uraufführung von Nis-Momme Stockmann bietet für die Zuschauenden des Stückes mit den drei Zeitachsen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig mehrere Interpretationsebenen: Mit dem Blick in die Zukunft und der Aufforderung »Worauf wartet Ihr?«, der Gegenwart in der Ava und Emmi (Nathalie Thiede und Stella Maria Köb) festzustecken scheinen und der Vergangenheit von Ava, deren Erfahrungen die Gegenwart und ihre Zukunftsentscheidungen stark beeinflussen.

So sehr Ava auch versucht die Dämonen der Erinnerung abzuschütteln, gerade diese begründen und beeinflussen unter anderem ihre Beziehungen mit der »besten« Freundin Emmi sowie der »Nicht-Beziehung« zu Jovan. Sie kann ihre eigene Vergangenheit nicht abschütteln, so sehr sie auch versucht den Blickwinkel zu erweitern, mit der Hoffnung ihr Leben ordnen zu können. Sie scheitert und hat am Ende mit Zitronen gehandelt.

Trotz der düsteren Prognose der Handlung, gelingt es dem vornehmlich jungen Ensemble Spritzigkeit und Humor in der fast 2-stündigen Aufführung einzuflechten und dem Publikum mit Leichtigkeit zu vermitteln. Sehr eingängig und kurzweilig werden wir auf die turbulente Reise von Ava mitgenommen, bei der sich nicht nur das Bühnenbild in rasanter Weise dreht und wechselt, sondern auch gedanklich werden Räume geöffnet, die zu einem versöhnlichen Umgang mit der Unordnung unserer Welt einlädt.