Theater einBLICK

03.03.2025

Direkt vor unseren Augen – »Das Deutsche Haus«

Ingrid Rosine Floerke hat für den hauseigenen Kritiker*innenclub des Deutschen Theaters Göttingen, der »Scharfe Blick«, die Produktion »Das deutsche Haus« besucht.
Das deutsche Haus
Zum Stück

Der Regisseur Philip Löhle ist bekannt für seine, sagen wir, ›abgedrehten‹ Inszenierungen. Mit der Uraufführung des Stückes »Das deutsche Haus« bleibt er seinem Ruf treu.

Ein eigentlich realistisches Setting von einem Jurastudenten auf der Suche nach einem Zimmer wird am Ende zu einem Horrorszenario Frankenstein-ähnlicher Natur; bildhaft eindrucksvoll umgesetzt von Thomas Rump und Nathalie Noël (Bühne und Kostüme).

Aber die Botschaft der Erzählung um Lukas (Christoph Türkay), der auf Wohnungssuche in die Fänge der Bewohner eines Verbindungshauses gerät, bleibt klar. Als Symbol für die Gefahr einer Normalisierung des faschistischen Mythos erlebt das Publikum, wie Lukas seinen neuen ›Freunden‹ immer ähnlicher wird und deren falschen Glaubensunterscheidungen von ›uns und denen‹ übernimmt. Christoph Türkays Darbietung muss hier auf jeden Fall besondere Erwähnung finden, da er alles gibt und uns spürbar mitleiden lässt, wenn er fast besinnungslos besoffen versucht, seine Situation zu verteidigen.

Vielleicht sind einige Szenen für manche Personen ein bisschen drastisch und zu sehr ›in your face‹; aber das Deutsche Theater nimmt hier seine Aufgabe, Geschichte und Gesellschaft auf der Bühne kritisch zu hinterfragen, sehr ernst. Manchmal muss man dabei auch sehr deutlich werden.