Welche merkwürdigen Blüten poppen, ploppen und platzen denn da plötzlich auf im gesellschaftlichen Diskurs (nicht nur) in Deutschland in puncto Gender, Race, Equality, Identity usw.? Und wieso hört sich Linksaußen manchmal gerade so an wie Rechtsaußen? Jandls altes Gedicht mit »lechts und rinks/ kann man nicht velwechsern / werch ein illtum!« wirkt jedenfalls frisch wie lange nicht mehr. Der Philosoph Pfaller diagnostiziert sie in »Erwachsenensprache« als neoliberale Infantilisierung. Die Politikerin Wagenknecht geißelt ihr Milieu mit der Zuschreibung »Die Selbstgerechten«. Der Soziologe Nassehi konstatiert ein »links reden, rechts leben«. Die Feministin Fourest spricht von der »Generation beleidigt«. Alle haben sie recht. Es ist zum Verzweifeln. Zum Verzweifeln? Wirklich? Dulisch/Willert finden das nicht. In »Pop Up (Play)« schicken sie ein Quintett in den Dschungel, das so hilflos und komisch ist wie wir alle.
Pressestimmen
Spielzeit-Eröffnung im Deutschen Theater Göttingen »Mit viel Applaus und Bravorufen hat das Publikum im Deutschen Theater in Göttingen die Versuchsanordnung ›Pop Up (Play)‹ von den Autoren und Regisseure Bastian Dulisch und Gerhard Willert belohnt … Mit diesen zwei Gruppen ist es dem Regieteam plus Intendant Erich Sidler als Dramaturg gelungen, einen Spannungsbogen für ein Stück zu entwickeln, in dem außer viel Reden nichts passiert. Immer wieder sprechen die Akteure die Zuschauer so direkt an, dass diese sich trotz weniger zu wortreicher Länge selbst an die Nase fassen müssen: Treiben wir selbst es nicht auch gern bis zum sprachlichen Orgasmus – und das, ohne den anderen zuzuhören?«
Ute Lawrenz, HNA 27.9.2021
Die Lösungen bleiben wie versprochen aus »Gerhard Willert und Bastian Dulisch hatten im Vorfeld ein Stück versprochen, das keine einfachen Antworten gibt – und sie halten Wort: Als sich der Vorhang zur Premiere von ›Pop Up (Play)‹ am Freitagabend hebt, beginnen Gaby Dey, Florian Donath, Anna Paula Muth, Marina Lara Poltmann und Paul Trempnau ein Feuerwerk der unerwarteten Assoziationen über Identitäten, Alexander und Lewis Hamilton, das Frauenwahlrecht in der Schweiz, schwule und lesbische Dohlen und überhaupt alles, was für ein Theaterstück infrage kommt.«
Tammo Kohlwes, Göttinger Tageblatt, 24.9.2021