Händel • Tamerlano

Festspieloper
dt.1
Premiere 17. Mai 2025
Dauer 240 Minuten
17.05
Sa
18:00-22:00 Uhr
18.05
So
15:00-19:00 Uhr
20.05
Di
18:00-22:00 Uhr
24.05
Sa
17:00-21:00 Uhr
25.05
So
17:00-21:00 Uhr
Countertenor | Tamerlano: Lawrence Zazzo

Sopran | Asteria: Louise Kemény

Tenor | Bajazet: Juan Sancho

Countertenor | Andronico: Yuriy Mynenko

Mezzosopran | Irene: Dara Savinova

Bass-Bariton | Leone: Sreten Manojlović

FestspielOrchester Göttingen

Musikalische Leitung: George Petrou

Regie: Rosetta Cucchi

Bühnenbild: Tiziano Santi

Kostüme: Claudia Pernigotti

Licht: Ernst Schießl
Zwei große Herrscher stehen sich in Händels Oper Tamerlano Auge in Auge gegenüber: der titelgebende Tatarenfürst und Sultan Bajazet. Wobei das „Auge in Auge“ relativ ist, denn Tamerlano hat den türkischen Sultan besiegt und in Gewahrsam gebracht.

So weit, so wahr: Im Jahr 1402 unterlag das osmanische Heer unter Bayezid I. tatsächlich den von Tamerlan befehligten turkmongolischen Kriegern. Der Sultan geriet daraufhin in Gefangenschaft und starb einige Monate später. Die Grausamkeiten beider Herrscher waren legendär und stillten im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts nicht nur die obskure Neugier auf die exotisch wirkenden fremden Mächte, sondern dienten auch der Abarbeitung am lange als Angstgegner geltenden Osmanischen Reich.

Schon der französische Tragödienkönig Jean Racine versuchte sich 1672 an einer dramatischen Nacherzählung und begründete damit die sogenannte Türkenmode in der europäischen Kunst. Aber erst Jacques Pradon führte kurz darauf mit seiner Tragödie „Tamerlan ou la Mort de Bajazet“ den Stoff zum Erfolg und inspirierte damit Librettisten wie Komponisten in ganz Europa zu einem wahren Opernreigen.

Der clevere Händel sieht 1724 nicht nur das Potenzial der Geschichte, er will in London König Wilhelm von Oranien – Gegenspieler des französischen „Sonnenkönigs“ – einen anti-absolutistischen Stoff präsentieren. Und er zaubert. In Tamerlano besticht Händel mit ausgefeilten Rezitativen und tiefsinnigen, beinahe psychoanalytischen, hochsensiblen Arien. Atemberaubend: der durchkomponierte Selbstmord des stolzen Sultans, den Händel entgegen der Konventionen beinahe auf offener Bühne zeigt. Statt wie damals üblich den Freitod berichten zu lassen, vergiftet sich Bajazet vor dem Publikum und verlässt erst im allerletzten Moment die Bühne.

Die Idee brachte der extra für diese Rolle engagierte Star-Tenor Francesco Borosini mit. In Göttingen wird der nicht minder begabte spanische Tenor Juan Sancho den Bajazet übernehmen. Mit den Countertenören Yuriy Mynenko und Lawrence Zazzo hat George Petrou, der die Oper musikalisch leiten wird, hier kongeniale Händel-Interpreten eingeladen – und damit beste Voraussetzungen für die Regisseurin Rosetta Cucchi geschaffen, die mit ihren innovativen Inszenierungen die Opernszene weit über ihr Heimatland Italien hinaus erobert.