Der 1777 geborene Heinrich von Kleist war Zeit seines Lebens einer der örtlich wie gedanklich umtriebigsten Menschen. Er versuchte sich beim Militär, studierte unter anderem Physik und Mathematik oder arbeitete beispielsweise als Privatlehrer und beim preußischen Wirtschaftsministerium. Mit seinem literarischen Schaffen bekam er keinen Zugang zu den großen Strömungen der Klassik und Romantik, so dass er immer Außenseiter blieb und als dieser erst weit nach seinem Suizid mit nur 34 Jahren zu einem der wichtigsten Autoren seiner Zeit wurde.
Der Krug ist zerbrochen. Soviel steht fest. Und zerbrochen hat ihn Richter Adam. Auch das steht fest. Er war am Abend zu Eve gekommen, um ihr einen Deal aufzunötigen: Ihr geliebter Ruprecht soll ins Militär eingezogen und nach Asien verschifft werden, von wo fast niemand lebend zurückkommt. So sagt es zumindest Richter Adam und schlägt Eve vor, Ruprecht mit einem heimlich ausgestellten Attest vor dem Einzug ins Militär zu retten. Mit der Lüge und der in Aussicht gestellten Rettung kommt er spät abends zu Eve, verschließt die Zimmertür, ergreift ihre Hände und starrt sie an, bereit, noch weiter zu gehen, wozu es nicht kommt, da unerwartet und plötzlich Ruprecht die verschlossene Tür aufbricht, Adam flieht und dabei den Krug zerbricht. Was eine handfeste und justiziable Nötigung im Amt ist, kommt allerdings zunächst nicht ans Licht. Denn Adam zieht mit Drohungen und Einschüchterungen, weiteren Lügen und falschen Anschuldigungen einen vermeintlich sicheren Schutzwall um sich. Und dies in einem Verfahren, das er selbst leitet, da Eves Mutter vor Gericht den zerbrochenen Krug zum Verhandlungsfall machen lässt. Doch die prüfende Anwesenheit des Gerichtsrat Walter, eine unerschrockene Aussage einer Zeugin und letztlich Eves Mut, die Wahrheit zu sagen, lassen Richter Adam mitsamt Klumpfuß, Perücken und Kopfverletzungen auffliegen.
PROBENFOTOS: Thomas Müller
»Der zerbrochne Krug« Trailer
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Vor der Premiere: »Der zerbrochne Krug«
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Pressestimmen
»Regisseur Moritz Franz Beichl lässt die Aktualität des Stückes allerorten hervorleuchten, sein Ensemble folgt ihm dabei großartig und präsentiert den virtuosen Kleistschen Sprachwitz mit präziser Bravour. (...) Anderthalb Stunden ohne Pause dauert dieses dichte, komödiantische, böse, hintersinnige und nicht selten auch beklemmende Spiel, das die Aufmerksamkeit des Publikums bruchlos zu fesseln vermag.«
Michael Schäfer, Göttinger Tageblatt 9.12.2024
»Manchmal friert das Bild momentlang ein, dann wieder beginnt die Drehbühne aufgeregt zu kreiseln. In diesen Tempowechseln, diesen Kontrasten aus Abschweifungen und Verdichtung, vor allem aber im Sprachwitz liegt der Reiz des Kleist‘schen ›Lustspiels‹, den die Musik noch befeuert – Fabian Kuss unterlegt das turbulente Geschehen mit tanzbarem Pop ebenso wie mit Sphärenklängen.«
Mark-Christian von Busse, HNA 9.12.2024
»Mit seinem ›Zerbrochnen Krug‹ am Deutschen Theater Göttingen legt Moritz Beichl legt eine Inszenierung vor, die Themen zu Tage fördert, die ansonsten unter dem Deckel das Schwanks verborgen bleiben. Damit macht er aus dem Klassiker der Aufklärung ein Stück für die Gegenwart. (...) In dieser Inszenierung erschließt sich nicht alles auf den ersten Blick, aber gerade das macht den Reiz aus.«
Thomas Kügler, HarzerKritiker 10.12.2024