Der Krug ist zerbrochen. Soviel steht fest. Und zerbrochen hat ihn Richter Adam. Auch das steht fest. Er war am Abend zu Eve gekommen, um ihr einen Deal aufzunötigen: Ihr geliebter Ruprecht soll ins Militär eingezogen und nach Asien verschifft werden, von wo fast niemand lebend zurückkommt. So sagt es zumindest Richter Adam und schlägt Eve vor, Ruprecht mit einem heimlich ausgestellten Attest vor dem Einzug ins Militär zu retten. Mit der Lüge und der in Aussicht gestellten Rettung kommt er spät abends zu Eve, verschließt die Zimmertür, ergreift ihre Hände und starrt sie an, bereit, noch weiter zu gehen, wozu es nicht kommt, da unerwartet und plötzlich Ruprecht die verschlossene Tür aufbricht, Adam flieht und dabei den Krug zerbricht. Was eine handfeste und justiziable Nötigung im Amt ist, kommt allerdings zunächst nicht ans Licht. Denn Adam zieht mit Drohungen und Einschüchterungen, weiteren Lügen und falschen Anschuldigungen einen vermeintlich sicheren Schutzwall um sich. Und dies in einem Verfahren, das er selbst leitet, da Eves Mutter vor Gericht den zerbrochenen Krug zum Verhandlungsfall machen lässt. Doch die prüfende Anwesenheit des Gerichtsrat Walter, eine unerschrockene Aussage einer Zeugin und letztlich Eves Mut, die Wahrheit zu sagen, lassen Richter Adam mitsamt Klumpfuß, Perücken und Kopfverletzungen auffliegen.
PROBENFOTOS: Thomas Müller
Pressestimmen
»Regisseur Moritz Franz Beichl lässt die Aktualität des Stückes allerorten hervorleuchten, sein Ensemble folgt ihm dabei großartig und präsentiert den virtuosen Kleistschen Sprachwitz mit präziser Bravour. (...) Anderthalb Stunden ohne Pause dauert dieses dichte, komödiantische, böse, hintersinnige und nicht selten auch beklemmende Spiel, das die Aufmerksamkeit des Publikums bruchlos zu fesseln vermag.«
Michael Schäfer, Göttinger Tageblatt 9.12.2024
»Manchmal friert das Bild momentlang ein, dann wieder beginnt die Drehbühne aufgeregt zu kreiseln. In diesen Tempowechseln, diesen Kontrasten aus Abschweifungen und Verdichtung, vor allem aber im Sprachwitz liegt der Reiz des Kleist‘schen ›Lustspiels‹, den die Musik noch befeuert – Fabian Kuss unterlegt das turbulente Geschehen mit tanzbarem Pop ebenso wie mit Sphärenklängen.«
Mark-Christian von Busse, HNA 9.12.2024
»Mit seinem ›Zerbrochnen Krug‹ am Deutschen Theater Göttingen legt Moritz Beichl legt eine Inszenierung vor, die Themen zu Tage fördert, die ansonsten unter dem Deckel das Schwanks verborgen bleiben. Damit macht er aus dem Klassiker der Aufklärung ein Stück für die Gegenwart. (...) In dieser Inszenierung erschließt sich nicht alles auf den ersten Blick, aber gerade das macht den Reiz aus.«
Thomas Kügler, HarzerKritiker 10.12.2024
»Dank der farbenprächtigen, die verschiedenen Epochen überbrückenden Kostüme (Elena Kreuzberger) sowie ein auf das Wesentliche reduzierte Bühnenbild können die Zuschauenden sich gut auf die klaren (entlarvenden) Dialoge konzentrieren und auf die kurzweilige Aufführung einlassen. (...) Volker Muthmann beherrscht mit seiner Präsenz die Bühne, trotz oder gerade weil sein Kostüm am aberwitzigsten wirkt. Aber auf Augenhöhe ist ihm dabei vor allem das Jungtalent Stella Maria Köb, die sich mit ihrer wandelnden Performance von der zurückhaltenden, verängstigten Tochter zur selbstbewussten, dem Richter die Stirn bietenden, allentscheidenden Zeugin verwandelt. Sehr eindrucksvoll!«
Ingrid Rosine Floerke, Scharfer Blick/Kritiker*innenclub 11.12.2024